Die üblichen Fragen

Dreispitz

Die üblichen Fragen

Wenn ich gefragt werde, wo ich arbeite, löst meine kurze Antwort («bei den Schweizer Wanderwegen») ausnahmslos Anschlussfragen aus, manchmal gar ein kleines Verhör. Du bist wohl viel draussen unterwegs? Ob ich die gelben Schilder selbst montiere? Wie die Wanderwege denn finanziert werden? Dann folgen meist Ausführungen über Erlebnisse der Fragestellenden auf den Wanderwegen – jaaaa, die Zeitangaben auf den Wegweisern stimmen wirklich selten – , gepaart mit weiteren Fragen.

Ich habe einen Bürojob und bin nur an einem Tag pro Jahr beruflich wandernd unterwegs. Dann nämlich, wenn ich für unsere Broschüre «Wandern – Frühling» einen Wandervorschlag rekognoszieren darf. So viel zur Vermutung, ich sei viel draussen unterwegs.

Damit ist auch die Frage beantwortet, ob ich die gelben Schilder montiere: Nein. Diesen Job erledigen schweizweit etwa 2000 Freiwillige in den kantonalen Wanderweg-Fachorganisationen. Oft sind dies pensionierte Personen, die schon immer gerne gewandert sind und nun, da sie Zeit haben, das Schöne mit dem Nützlichen verbinden.

Die meisten Leute denken, dass die Wanderwege in der Schweiz über Steuergelder finanziert werden. Das ist auch richtig. Allerdings muss präzisiert werden: Die Finanzierung ist ein Mix aus öffentlicher Unterstützung (Bund und Kantone), Vereinsarbeit, Freiwilligenarbeit und privaten Beiträgen. Ohne Spenden und Erbschaften gäbe es deutlich weniger Qualitätsprojekte und Vielfalt.

Was auch immer wieder Thema ist: die Berechnung der Wanderzeit und ob diese Pausen enthält. Einfach gesagt, berechnet sich die Wanderzeit so:

Die Wanderzeitformel


t_to = {L * [C0 + (C1 * S) + (C2 * S^2) + (C3 * S^3) + (C4 * S^4) + (C5 * S^5) + (C6 * S^6)
+ (C7 * S^7) + (C8 * S^8) + (C9 * S^9) + (C10 * S^10) + (C11 * S^11) + (C12 * S^12)
+ (C13 * S^13) + (C14 * S^14) + (C15 * S^15)]} / 1000



t_to: Wegzeit zwischen A und B
L: Horizontaldistanz (Projektion) zwischen A und B
H: Höhendifferenz zwischen A und B (gemäss Höhe B minus Höhe A)
S: Steigung zwischen A und B (100 * H / L)
C0 bis C15: Konstanten*

* Die verschiedenen Konstanten wurden errechnet, indem rund 160 Begehungen verschiedener Strecken mit unterschiedlichen, aber in sich konstanten Steigungen vorgenommen wurden. Die Distanzen und Wanderzeiten dieser Begehungen wurden in einem Koordinatensystem eingetragen. Aus der sich ergebenden Punktesammlung wurde die optimale Kurve errechnet und so wiederum die einzelnen Konstanten.

Wem das zu komplex ist, greift auf eine simple Faustregel zurück: Im flachen Gelände schafft man in einer Stunde etwa 4 Kilometer. Dazu wird pro 100 Meter im Aufstieg respektive pro 200 Meter im Abstieg eine Viertelstunde addiert. Pausen sind  – eigentlich logisch – nicht eingerechnet, da jeder Wandervogel unterschiedlich lange braucht, um seinen Zwipf zu vertromen und die Gumele (Trinkflasche) zu leeren.

Aber was ist denn nun meine Arbeit bei den Schweizer Wanderwegen? Ich bin für die Mittelbeschaffung zuständig und sorge mit meinem Team und Unterstützung aus anderen Abteilungen dafür, dass wir jährlich gut sieben Millionen Franken aus Gönnerbeiträgen, Spenden und Nachlässen erwirtschaften. Dieses Geld finanziert die vielfältigen Aufgaben des Dachverbands Schweizer Wanderwege und der 26 kantonalen Wanderweg-Fachorganisationen.

Alles klar? Wunderbar.

Evelyne Zaugg

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