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Wanderreportagen ABO

Zwischen sanft und rau

Bröckelige Nagelfluhe treffen auf harten Kalk, sanfte Formen auf verwitterte Gipfel: Das Niederurner Täli liegt zwischen Voralpen und Alpen. Der Glarner Steve Nann hat diese eindrückliche Gebirgslandschaft besucht – und erzählt, welche Geschichten unter der Schneedecke stecken.
30.10.2025
Glarner Gipfel zwischen Alpen und Voralpen
Morgenholz • GL

Glarner Gipfel zwischen Alpen und Voralpen

Die Schneeschuhwanderung im Glarner Niederurner Tal verläuft auf der Grenze zwischen Alpen und Voralpen. Am einfachsten sichtbar ist dies an der Geologie des Tals: Von Osten her betrachtet ist gut erkennbar, dass die nördliche, der Sonne zugewandte Seite mit der Hirzli-Planggenstock-Kette viel sanfter abfällt als ihr Gegenüber – dort ragen steile, felsige Flanken in den Himmel. Das hat seinen Grund. Der Talgrund markiert die Grenze zwischen dem Molassegestein der Voralpen und den Kalkfronten der Alpen. Während Millionen von Jahren waren beide der Erosion ausgesetzt, die Molasse wurde aber von der Beschaffenheit her viel stärker abgetragen als der Kalk. Nicht nur der Sanftheit wegen verläuft ein grosses Stück dieser Wanderung auf der nördlichen Talseite, diese hat auch mehr Sonne. Sie muss jedoch erst verdient werden. Nach der Ankunft mit der Seilbahn auf Morgenholz – die Talstation ist nur wenige Busminuten von Ziegelbrücke entfernt – geht es für gut eine Stunde schattig ins Tal hinein. Wer friert, wärmt sich im Restaurant Hirzli auf – aber nur am Wochenende. Der Schneeschuhpfad geht weiter ins Tal hinein, die Bloossenhöchi bergauf Richtung Mälchterli, konditionell etwas anspruchsvoll, aber sonnig und durch einen lichten Föhrenwald. Der letzte Anstieg ist richtig steil. Oben wartet als Belohnung eine Rundumsicht aufs Nebelmeer, das durch die Schwyzer und die Glarner Alpen sowie die Churfirsten/Alvier-Kette eingerahmt wird. Fehlt das Nebelmeer, sind die ganze Linthebene und der Zürichsee sichtbar. Ein Bänkli lädt zum Gipfelpicknick ein. Die Rückkehr ist dieselbe wie der Hinweg. Wer noch mag, biegt bei Mättmen in den Niederurnertäli Trail ein und wandert über Planggböden talauswärts. Im Blick einmal mehr die imposante Alvier-Kette und der darunter liegende Walensee.

zum Wandervorschlag

Text: Steve Nann, Bilder: natur-welten.ch

Das Niederurner Täli – auf der Landeskarte Niederurner Tal genannt – hat eine fürs Glarnerland typische Talform: Es verläuft von West nach Ost und mündet in das Tal der Linth. Alle diese Täler haben die gleiche Form: ein relativ sanftes Gefälle im eigentlichen Tal und dann einen steilen Abhang gegen das Haupttal der Linth. Das kommt daher, dass der mächtige, bis über Zürich hinaus reichende Linthgletscher während der Eiszeiten natürlich den Talgrund viel stärker aushub als der kleinere Gletscher des Niederurner Seitentals. So endet das eigentlich relativ sanfte Täli beim Morgenholz, einer Kante, die aus der Seitenmoräne des Linthgletschers und der Stirnmoräne des Täli-Gletschers gebildet wurde.

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