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Wanderreportagen

Purismus am Seeli

Auf einen Blick: Camping Seelisberg UR
11.07.2025 • Text und Bilder: Heinz Staffelbach

Es ist noch früh am Morgen – die Luft frisch, die Sonne soeben über den Bergen jenseits des Urnersees aufgegangen, und ein langes, schmales Nebelband liegt auf der kleinen Hochebene. Und es ist noch still hier, auf dem weiten, grasigen Gelände des Naturcampings Seelisberg. Die meisten Gäste liegen noch in ihren warmen Schlafsäcken in den Zelten, einige sitzen aber bereits an ihrem Tischchen und geniessen den Duft des ersten heissen Kaffees. Eine unverfrorene Schwimmerin zieht bereits Bahnen im See.

Es ist ein Bild, das man sich in der Schweiz nicht gewohnt ist – der «normale» Campingplatz besteht hierzulande gerne aus eng gestellten Wohnwagen, einer Thujahecke rundherum und, mit etwas Pech, auch noch einer lauten Strasse in der Nähe. Nicht so der Naturcamping Seelisberg; da gibt es kein geparktes Auto, keinen Wohnwagen und nicht einmal Stromanschluss bei den Zelten. Dafür gibt es eine intakte Landschaft, viel Stille, und einen wunderbaren Badesee – perfekt für Naturfans.

Für Campierende mit schwerem Gepäck besteht die Möglichkeit, beim Dorfeingang zu parkieren und die 600 Meter bis zum Zeltplatz zu laufen. Für mehr Komfort gibt es auch zwei Jurten für zwei respektive vier bis fünf Personen, zudem einen Kiosk, Brotbestellung, Duschen, eine Waschmaschine, eine Gefriertruhe für Kühlelemente und Strom beim Kiosk.

Infos

Meter über Meer: 738 m ü. M.

Preis pro Person/pro Zelt: 20 Franken

Für: Puristen und Digital-Detox-Fans

seelisberg-naturcamping.ch

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Morgendliche Idylle auf dem Naturcamping Seelisberg


Das Schlösschen

Das erwartet man nicht in den wilden Urner Bergen: ein richtiges Schloss – wenn auch ein schlichtes. Es wurde 1500 zum ersten Mal erwähnt und diente der Familie von Beroldingen als Stammsitz. Die Beroldinger waren eine Adelsfamilie und hatten über Jahrzehnte eine führende Rolle in der Talschaft von Uri und darüber hinaus. Das Schlösschen ist heute im Besitz des Kantons Uri und an Private vermietet. Im Sommer ist die angebaute Kapelle mit einem Rokoko-Altar frei zugänglich.

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Zwei Hingucker: Das Schlösschen vor dem Gipfel des Gitschen.


Wertvolle Trockenwiese

Auf etwa 1200 m ü. M. erreicht man ein landschaftliches Kleinod: die Trockenwiesen von Haltenen. Es sind regional und national geschützte Wiesen, die schonend bewirtschaftet werden, also ohne Düngung und mit dem ersten Schnitt frühestens am 1. Juli. So können seltene Pflanzenarten gedeihen wie etwa das Schwärzliche Knabenkraut, die Kugel-Orchis oder die Ästige Graslilie.

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So frisch gemäht ist die Wiese jeweils frühestens ab dem 1. Juli.


Wandern im Berg

Für die Abenteuerlustigen und Klettergeissen unter den Wandernden ist die Leiter kurz unterhalb von Niderbauen Chulm der Höhepunkt der Wanderung. Sie befindet sich in einem etwa zehn Meter langen Schacht mitten im Berg drin; und unmittelbar davor gilt es, über einen Felssims zu klettern, gesichert mit ein paar schweren Ketten.

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Ein Höhepunkt: der Leiterliweg durch den Stollen.


Auf dem Leiterliweg bis Niderbauen Chulm
Seelisberg, Geissweg — Niederbauen • UR

Auf dem Leiterliweg bis Niderbauen Chulm

Welches ist der schönste Aussichtspunkt am Vierwaldstättersee? Der Pilatus mag zwar der höchste sein, und die Rigi der am meisten besuchte. Aber auch der Niderbauen Chulm hat einige Trümpfe im Ärmel, die ihn zu einem Topanwärter machen. Denn hier oben reicht der Blick vom gebirgigen Ende des Sees bei Flüelen bis zu seinem anderen Ende bei Luzern. Zudem geht es viel ruhiger zu und her als auf seinen beiden illustren Nachbarn. Der Aufstieg von der Urner Seite her, von Seelisberg, ist mit 1200 Metern kein Pappenstiel. Wer will, stärkt sich vorher noch mit einem Kaffee beim Naturcamping Seelisberg am verträumten Badesee unweit der offiziellen Routenführung. Eine zweite Pause bietet sich beim Schlösschen Beroldingen an, dem einstigen Landsitz eines Urner Adelsgeschlechts. Beim Alpbeizli Weid auf knapp 1300 Metern hat man bereits knapp die Hälfte des Aufstiegs geschafft und kann auf der Terrasse wunderbar die Aussicht bestaunen. Ein weiteres, flacheres Gelände folgt bei der Alp Lauweli. Danach wird es herausfordernd –auch für geübte Berggängerinnen und Berggänger, aber zugleich ist esder spannendste Abschnitt. Nach der Durchquerung einer Geröllhalde und einigen steilen Spitzkehren ist etwas Kraxeln angesagt – Treppen und Ketten helfen über den Felssims. Der Höhepunkt ist eine etwa zehn Meter lange Leiter, die in einem geneigten Schacht im Berginnern in die Höhe führt. Dann sind nochmals etwa zwei Dutzend Spitzkehren zu meistern, und man steht auf dem Pässchen zwischen Gütsch und Niderbauen Chulm. Nur noch einige wenige Minuten, und man ist auf dem Gipfel. Nach dem steilen Aufstieg endet die Wanderung sanft und leicht. Bei der Alp Tritt kann man im Sommer nochmals einkehren und Alpkäse kaufen, kurz danach den startenden Gleitschirmpiloten zuschauen und schliesslich beim Berggasthaus Niederbauen auf die Luftseilbahn ins Tal warten.

zum Wandervorschlag

Heinz Staffelbach

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Zentralschweiz Magazin DAS WANDERN

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